Haltungsbericht von Jens Stolz

Autor: Jens Stolz

Erfahrungen mit der Haltung von Xenopus und Silurana

Xenopus-Krallenfrösche sind skurrile und interessante Beckenbewohner. Durch ihr gefräßiges Wesen ist es Aquarianern nicht zu verübeln, das diese die zumeist albiontischen Jungfrösche, wieder los sein wollen nachdem diese den Fischbestand des Gesellschaftsbeckens bis auf ein Minimum reduziert haben.
Hier sein nochmals darauf hingewiesen:
Mir sind in ca. 20 Jahren noch keine albiontischen Hymenochirus-Arten angeboten worden. Albino-Fröschchen sind mit höchster Wahrscheinlichkeit Xenopus-Arten. Wer gezielt Hymenochirus-Arten kaufen möchte, sollte unbedingt auf die Schwimmhäute zwischen den Fingern der Vorderfüße achten. Xenopus laevis (die am häufigsten angebotene Xenopus-Art) hat definitiv KEINE Schwimmhäute an den Vorderfüßen!

Die Hauptverhaltensweisen lassen sich auf Fressen, Fortpflanzung und Larvenstadien einteilen.

Fressverhalten:

Je nach dem welche Art von Futter den Fröschen geboten wird können unterschiedliche Verhaltensweisen bei der Futteraufnahme beobachtet werden. Wird Futter im Becken gewittert, werden aus den zuweilen trägen Gesellen aufgeregt umherschwimmende Räuber. Bei stark riechendem Futter kann deutlich eine verstärkte Durchblutung der hinteren Schwimmhäute und mancher Hautpartien festgestellt werden. Das Futter wird mit einem „Fress-Stoß“ aufgenommen, wobei der Frosch sich durch seine kräftigen Beine und die verhältnismäßig großen Schwimmfüße nach vorne katapultiert und das Futter schnappt. Dabei kommt es nicht selten vor, das auch Steine oder Pflanzen im Xenopus-Maul landen, die dann fachgerecht mit den schwimmhautlosen Vorderfüßen aussortiert werden. Große Beutestücke werden mit den Vorderfüßen ins Maul nachgeschoben oder mit den Krallen der Hinterfüße entsprechend bearbeitet.
Werden lebende Fische verfüttert, so lauern die Frösche bis ein Fisch in Reichweite ist um diesen dann ebenfalls mit einem Fress-Stoß zu überwältigen. Gelegentlich schwimmen sie Ihren Opfern auch mit kurzen „Schwimm-Stößen“ hinterher, wobei die Frösche nicht besonders ausdauernd sind.
Interessanter gestaltet sich die Nahrungsaufnahme der Teichsticks oder von auf der Wasseroberfläche treibenden Insekten. Dieses Verhalten kommt der natürlichen Verhaltensweise der Frösche am nähesten. Die Frösche lauern flach unter der Wasseroberfläche treibend, die Vorderfüße nach vorn gestreckt, „Daumen und Zeigefinger“ aus dem Wasser gestreckt, auf Beute. Die halbkugeligen Augen haben dabei alles auf und über der Wasseroberfläche im Blick. Auf den Wasser schwimmendes Futter wird angeschwommen und in das Froschmaul geschaufelt.
Meine Silurana tropicalis-Individuen zeigen sich bei dieser Art der Nahrungsaufnahme als äußerst erfolgreiche Jäger. Diese Frösche sind mit Bombina orientalis vergesellschaftet und legen bei der Jagd nach Grillen mehr Temperament und Geschicklichkeit an den Tag als man den Fröschen zutraut.
Angaben zum Paarungs- und Laichverhalten und den Larvenstadien siehe Kapitel Vermehrung und Aufzucht. Sicherlich bieten diese Xenopus-Arten noch mehr interssante Verhaltensmuster, die man selbst beobachten sollte oder in der Literatur nachrecherchieren kann.

Meine Beckeneinrichtung:

Für die „großen Krallenfrösche“ gilt im Prinzip das Gleiche wie bei den Zwergkrallenfröschen: Sie stammen aus Afrika und benötigen deshalb eine Wassertemperatur von ungefähr 24-26 °C. Bei mir fühlen sich die Frösche auch bei deutlich tieferen Temparaturen noch wohl, weshalb ich die Aquarien nicht gesondert heize (18-24°C). Die afrikanischen Tümpel unterliegen dank starker Sonneneinstrahlung starken Temparaturschwankungen welche die Frösche problemlos überstehen. Auch die Xenopus-Arten leben vollaquatisch und wandern nur bei Austrocknung des Gewässers, jedoch scheint mir die Gefahr einer Flucht aus dem Becken mir erhöhter Bewegung bei der Futtersuche und evtl. „Wandertrieb“.

Für die Einrichtung eines Xenopus-Beckens ergeben sich folgende Mindestanforderungen:
  • Wassertemperatur 18°C bis. 26°C
  • kein spezielles, extra aufbereitetes Wasser notwendig (jedoch sollte KEIN reines Regenwasser oder frisches (chloriertes) Leitungswasser verwendet werden)
  • der Wasserstand im Becken kann und sollte auch möglichst hoch sein; bei großen Becken kann ein Sicherheitsabstand von ca. 10cm die Fluchtgefahr verringern
  • auf einen Bodengrund verzichte ich, damit man das Becken leichter reinigen kann
  • Bepflanzung in einem Xenopusbecken ist ein ewiger Diskussionspunkt: Ich verwende in meinem Becken mit Cryptocorynen bepflanzte Standard-Tontöpfe mit ca 13 cm Durchmesser. Diese lassen genügend Versteckmöglichkeiten und Abstand vom Boden, so dass die Pflanzen nicht übermäßig durch die Krallen beschädigt werden. Kleine Schwimmpflanzen auf dem Wasser halte ich für nicht besonders geeignet, da diese beim Füttern von den Fröschen mit aufgenommen und wieder „aussortiert“ werden. Große Schwimmpflanzen können sehr dekorativ sein und werden gerne von den Fröschen als „Ruheplatz und Beobachtungsplatz genutzt“ . Unterwasser-Schwimmpflanzen halte ich ebenfalls nicht für sonderlich geeignet, da die größeren Arten bei hektischen Schwimmbewegungen beschädigen und die Pflanzen meist die Filter verstopfen!
  • Versteckmöglichkeiten bieten die ins Becken gestellten Pflanzentöpfe
  • eine künstliche Beleuchtung ist, abhängig vom Standort des Beckens, nur dann notwendig, wenn das Becken bepflanzt ist. Für Nachzuchten spielt meines Erachtens ein natürlicher Licht- und Temperaturverlauf eine größere Rolle
  • Filterung der Becken sind unerlässlich, da vor allen die größeren Arten entsprechend viel Belastung für das Wasser darstellen; Außenfilter sollten UNBEDINGT einen geschützten Ansaugstutzen haben da die Frösche sonst mit den Gliedmaßen in den Filter gesaugt werden können und dann ertrinken (neben schwersten Verletzungen bei den Tieren führen kann). Innenfilter sollten gemieden oder entsprechend auf Fluchtmöglichkeiten untersucht werden. Ebenso sind die Schläuche der Außenfilter so zu verlegen das die Frösche nicht entkommen können (ich fülle die Zwischenräume zwischen Schlauch und Glasdeckel mit Filterwatte auf).Futterreste am besten täglich entfernen. Regelmäßiger Teilwasserwechsel ist selbstverständlich!
  • das Becken sollte relativ dicht abgedeckt sein und trotzdem einen Luftaustausch besitzen, in den meisten Fällen ist eine Abdeckung notwendig.
Generelles zur Beckeneinrichtung:
  • Krallenfrosche können sich hinter Innenfiltern oder ähnlichem einklemmen; Heizstäbe sollten auf mittlerer Beckenhöhe quer eingebaut werden, damit sich keine Frösche unter den Heizstab verstecken (kann zu Verletzungen führen)
  • sie können in den Ecken des Aquariums empor springen und so aus dem Becken entweichen
  • sie können auch durch eventuell vorhandene Öffnungen in das Innere von Innenfiltern eindringen und dort entkräftet ersticken oder verhungern, oder über Innenfilter entkommen
Futter für Xenopus:

Xenopus-Arten sind, wie alle adulten Froschlurche, durch und durch Carnivore (Fleischfresser). Meist sind diese Arten permanent mit der Futtersuche beschäftigt und fressen alles was Ihnen ins Maul passt. Hierbei sind die Krallenfrösche nicht besonders wählerisch und fressen sehr lebhaft größere Mengen, was das Füttern relativ einfach macht. Dies soll jedoch nicht zu einseitiger Ernährung und Überfütterung verleiten.
Generell ist in Gefangenschaft dem Bewegungsdrang Grenzen gesetzt, wodurch auch die Ernährung entsprechend angepasst sein sollte. Bei mehreren Individuen sollte man darauf achten, dass alle Tiere (vor allen die kleineren) ausreichend mit Futter versorgt werden, was am gezieltesten mit einer Pinzette gemacht werden kann. Nicht verzehrtes Futter (was sehr selten vorkommt) sollte nach dem Füttern aus dem Becken entfernt werden.
Bei den Futtermenüs heisst es vor allem „je abwechslungsreicher desto besser“. Hier kann entsprechend Saison und eigenen Erfahrungen ein vielfältiger Speisezettel geboten werden.

Meine Erfahrungen zum Thema Futter:
  • Würmer: vor allen Tauwürmer (keine Dentrobena, die haben ein übelschmeckendes Sekret!!!); die Größe sollte den Fröschen angepasst sein – als Daumenwert sollte die Würmer etwa so lang sein wie die Körperlänge des Frosches (es werden aber auch beträchtlich längere verschlungen!).
  • Raupen und Wachsmaden
  • alle möglichen Insekten („Wiesenplankton“)
  • Grillen und Heimchen
  • Lebende Fische (Guppies, kleine Orfen und Köderfische) passender Größe
  • Mehlwürmer (wenn diese nicht übermäßig verfüttert werden)
  • Frostfutter aller Art
  • Stinte (gefrorene Fische für Schildkröten und Raubfische in Aquarium)
  • kleine Rinderherzstreifen (wirklich nur kleine, denn diese quellen im Wasser meist noch etwas auf)
Was ich nicht verfüttere:
  • Tubifex, Schwarze und Rote Mückenlarven, da diese meist aus stark belasteten Gewässern kommen und bei einseitiger Ernährung zu Krankheiten führen können
  • Nacktschnecken, da diese meist sehr viel Schleim entwickeln und die Frösche Probleme beim Schlucken haben
Was ich als Ergänzungsfutter noch empfehlen kann:
  • Teichsticks der Firma TETRA: Diese enthalten neben zahlreichen Vitaminen und Spurenelementen auch Kalzium und Magnesium, sowie Balaststoffe. Die Tetra-Teichsticks (oder Goldfisch/Koi-Sticks) schwimmen auf der Wasseroberfläche und werden von den Fröschen von der Wasseroberfläche gesammelt. Dieses Verhalten entspricht Ihrem natürlichen Verhalten und Freßgewohnheiten. Die Tetra-Sticks trüben auch das Wasser nicht (was ich von anderen Herstellern nicht sagen kann!). Es gibt auch Pellets für Reptilien die auch bedingt eingesetzt werden können.

Generell sollte man versuchen bei jeder Mahlzeit möglichst viel Vitamine und Mineralstoffe zu verfüttern. Ich vitaminisiere mein Futter mit NEKTON REP und anderen Präparaten.
Die, wie ich meine, beste deutschsprachige Bezugsadresse von Lebendfutter ist kerf.de.